Ba3_2019/20 Lektüreauftrag Langeveld. Fragen zu Teil 2 „Betekenis en vertalen“ (S.
38–67)
1. Gibt es eine 1:1-Entsprechung in der Bedeutung von Wörtern verschiedener
Sprachen?
Nein, es gibt keine regelmäßige 1:1-Entsprechung in der Bedeutung von Wörtern verschiedener
Sprachen. Keine zwei Sprachen haben die gleiche Klassifizierungsmethode. Beispiele: ein Wort,
zwei Bedeutungen; russische Präpositionen; Englisches Beispiel: „bald“. Wir können die Relation
nie mit eins-zu-eins/eins-zu-zwei/eins-zu-x angeben, denn es ist immer variabel. Der Kontext
acht, dass wir ein Wort in der Ausgangssprache mit verschiedenen Wörtern in der Zielsprache je
nach Kontext übersetzen.
2. Was bedeutet das für den Übersetzungsprozess? (Steht nicht im Text.)
Der Übersetzer muss besonders vorsichtig sein bei Unklarheiten und bei Konstruktionen, die in
der Zielsprache nicht in gleicher Weise formuliert werden können. Sie/er muss kreativ und
logisch denken, um dieses "Problem" zu lösen.
Ein Übersetzer muss Wörter im Kontext kennen, muss wissen, dass Wörter verschiedene
Bedeutungen haben (nicht nur in einsprachige Wörterbücher gucken). Ein Übersetzer muss
immer den Kontext überprüfen und er muss auch im Kontext die Wörter suchen (z.B. Google-
Suche mit dem Sternchen). Das ist die Kontextsuche, die wir in der Zielsprache machen müssen,
um uns sicher zu sein, dass wir die richtige Übertragung haben. Wörterbücher sind nur eine Liste
von möglichen Übersetzungen. Wir müssen selbst im Kontext überprüfen.
3. Welches Prinzip illustriert Langeveld am Beispiel der Farbadjektive?
Das Farbspektrum ist ein Kontinuum. Farben sind Lichtwellen unterschiedlicher Länge. Die
verschiedenen Farben sind keine Realitäten, die objektiv durch die außersprachliche Realität
gegeben sind. Ihre Namen sind eine zufällige Aufteilung dieses kontinuierlichen Spektrums.
Zwischen deutschen und niederländischen Farbadjektive gibt es nicht viele Unterschiede, es sei
denn vielleicht irgendwo in irgendeinem Spezialfall.
In jeder Sprache wird die Wirklichkeit auf eine andere Weise besprochen. Die Sprache beeinflusst
auch, wie wir die Realität wahrnehmen. Die Realität wird in verschiedenen Sprachen anders
eingeteilt/wahrgenommen. Sprache kann die Wahrnehmung beeinflussen und umgekehrt: die
Wahrnehmung beeinflusst auch die Sprache. Der sprachliche Relativismus. Eskimos haben
z.B. so viele Wörter für „Schnee“, denn die wohnen in einem Land, wo es sehr viel Schnee und
sehr viele unterschiedliche Varianten von Schnee gibt, also brauchen sie auch die Wörter dafür,
denn das ist wichtig für den Transport usw. Hier sagen wir nur „Schnee“, oder vielleicht auch
„Schneegestöber“, wenn es ganz viel Schnee ist. Wir haben aber kein zweites Wort für „Schnee“.
4. Nennen Sie ein weiteres Wortfeld neben Farbadjektiven, in dem das Problem der
Übereinstimmung zwischen Sprachen deutlich wird. Suchen Sie kontrastive Beispiele
für eine 1:x-Entsprechung für DE-NL.
Es werden andere Unterschiede gemacht, z.B. bei Familien-/Verwantschaftsbeziehungen:
- Überall werden den Familienmitgliedern andere Namen gegeben. In BE ist z.B. das Geschlecht
wichtig, während es in Indonesien Worte gibt, um „jüngere(r) Bruder/Schwester“
auszudrücken. Die Unterscheidung zwischen Geschlecht ist dann weniger einfach.
- „Neef“ kann sich auf Niederländisch sowohl auf jemand aus der „älteren“ Generation als auch
als jemand aus der nächsten Generation beziehen. Auf Deutsch nicht; da müssen wir den
Unterschied machen, nämlich in der gleichen Generation ist es „Cousine/Cousin“ und in der
Generation, die nachher kommt, ist es „Nichte/Neffe“. Auf Deutsch gibt es also verschiedene
Wörter für das niederländische Wort „neef“, z.B. Cousin [Sohn eines Bruders oder einer
Schwester deines Vaters oder deiner Mutter] ≠ Neffe [Sohn eines Bruders oder einer
Schwester] Dieser Unterschied machen wir im NL nicht.
- BE: „Zwager“, „schoonbroer“ = DE: „Schwager“; Ein anderes Beispiel ist „Schwippschwager“:
der Freund/Mann der Schwester meines Freundes/Mannes.
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, 5. Was illustriert Langeveld mit den folgenden kontrastiven Beispielen:
a) NL besluit, beslissing > DE Beschluss, Entscheidung, Entschluss, Entschließung?
Das niederländische Wort „besluit“ kann man ins Deutsche auf verschiedene Weise sagen:
Beschluss, Entschluss, Entscheidung, Entschließung…, aber das sind keine Synonymen. Die
Nuance ist anders, und die machen wir ins Niederländische nicht.
Wenn man vom deutschen ins niederländische übersetzt, dann hat man reduzierte
Ausdrucksmöglichkeiten. Man hat nur ein Wort: „besluit“. Es geht etwas verloren. Es gibt nicht
nur konkrete Bezeichnungen wie Farbadjektive oder Nichte und Neffe, sondern es gibt auch
Abstrakta, wobei die Beziehungen komplexer sind. Das ist so ein Beispiel: „Entscheidung“ ist ein
abstraktes Wort, das man nicht anfassen kann. Auch bei den Abstrakta gibt es also hier
Unterschiede und keine 1:1-Relationen. Manchmal gibt es semantische Lücke („es geht etwas
verloren“) im niederländischen Wortschatz.
b) NL missen, ontbreken… > DE fehlen, verpassen, vermissen, versäumen…?
Dieses Problem der semantischen Lücken gilt nicht nur für Substantiven, sondern auch für
Verben. Die Bedeutungen der Verben haben ein bestimmtes Element gemeinsam. Die
niederländischen und deutschen Verben sind irgendwie miteinander verbunden und bilden ein
komplexes Beziehungsnetz. Es ist hier klar, dass es keine 1:1- oder gar keine einfache 1:2- oder
1:3-Entsprechung gibt. Bei diesem Beispiel verschieben sich auch die semantischen Felder.
Manche Übersetzungen sind gleich oder ähnlich für dieses selbe semantische Feld, manchmal
gibt es Verschiebungen zwischen semantischen Feldern.
EXAMEN: Welche Art Äquivalenz ist dieses Beispiel? Partielle/teilweise
Äquivalenzrelation/Überlappung (gedeeltelijke equivalentie)
6. Welche Äquivalenzrelationen (auch: Übersetzungsbeziehungen) bespricht
Langeveld?
- Totale/völlige Äquivalenz, z.B. Namen der Tagen und Jahren, geographische Namen,
Ziefern
- Partielle Äquivalenz – Drei verschiedene Spielarten:
o Inklusion: Ein Begriff wird völlig umschlossen vom anderen. Wenn wir von Inklusion
sprechen, haben wir meistens eine Hyponymie-Relation, d.h. ein Wort, das in einer
Sprache der Überbegriff ist, ist in einer anderen Sprache das einzige Wort, das wir haben.
Beispiele:
Tafel Table (kann auch „Glasplatte“ bedeuten)
Auf Russisch haben sie nur ein Wort für „Arm + Hand“, sie machen hier keinen
Unterschied. In anderen Sprachen unterdifferenziert man, hat man also Unterbegriffe.
Auf Russisch gibt es spezifische Wörter für verschiedene Melonenarten, sie haben
keinen Überbegriff, also müssen sie immer spezifisch sein. Im Niederländischen
müssen wir das nicht tun, wir können die Wahl selbst treffen.
„Kirsche“: „kriek“ en „kers“ Zwei Wörter auf NL, ein Wort auf DE (Sauerkirschen ist
etwas anderes)
o Überlappung: A und B haben eine oder mehrere gemeinsame Bedeutungen, aber sie
haben jeweils unterschiedliche Bedeutungen, z.B. „kaal“ siehe Zusatzfragen Sitzung 4,
„missen“ siehe 5b.
o Unterschiedlicher Differenzierungsgrad: Wo ein Sprecher einer Sprache eine Wahl
treffen kann, aber nicht muss, ist der Sprecher einer anderen Sprache oft gezwungen,
diese Wahl zu treffen, weil diese Sprache nicht die Möglichkeit hat, sie zu umgehen.
- Keine Äquivalenz (äquivalenzlose Wörter): Eine Situation, in der wir keine Äquivalenz
haben, z.B. Realia, Kulturreferenzen, Gerichte und Speisen, zufällige Lücken,
Personennamen und geographische Bezeichnungen.
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